Extreme und der Raum dazwischen

Um mit einem kleinen Paradoxon zu beginnen: Schwarz-Weiß-Denken ist immer falsch!

Hier ein paar willkürlich gewählte Beispiele zu aktuellen Themen:

  • Ist jeder Ausländer bedrohlich, oder ist alles gut, was aus dem Ausland kommt?
  • Soll Kindererziehung nur aus maximaler Liebe bestehen, oder ist allein Strenge gefragt?
  • Sind Therapeuten absolut zu meiden, oder sind sie immer hilfreich?
  • Hat die Schulmedizin immer alleine die „richtige“ Antwort? Oder die „Naturheilkunde“? Oder die Heilslehre xy?
  • Soll ich nur biologische Lebensmittel einkaufen, oder nur regionale, oder nur unverpackte, oder nur faire?
  • Muss jeder Mensch mit jeder möglichen Impfung versorgt werden oder ist Impfen grundsätzlich Teufelszeug?

Immer richtig!

So übersichtlich dargestellt fällt es wohl den meisten von uns leicht, die Extrempositionen zu verwerfen. Aber häufig kommen Extreme auch verlockend und sympathisch daher. Und häufig gibt es zu einer Fragestellungen viel mehr als nur zwei „extreme“ Positionen. Da ist es sehr verständlich, wenn Menschen sich „ganz einer Sache verschreiben“ – immerhin ist das viel leichter, als immer wieder aufs Neue mit den vielen Schattierungen des täglichen Lebens klarkommen zu müssen. In denen „richtig“ und „falsch“ so schwer auszumachen sind. Dabei ist solchen Extrempositionen, wohl fast allen Extremen bezüglich „immer“ und „nie“, gewiss in fast (um obiges Paradoxon etwas abzumildern) allen Lebensbereichen mit Skepsis zu begegnen.

Mittelweg

Bedeutet dies, dass der einzig richtige Weg der Mittelweg ist, ein Mittelding mit Mittelmaß? Immer möglichst weit weg von allen Extremen? Nein, natürlich nicht. Wäre der immer perfekte „Mittelweg“ einmal definitiv festgelegt, würde er schon damit selbst zu einer Extremposition. Jeder so propagierte „einzig richtige Weg“, und liege er auch in einer hypothetischen Mitte, führt ganz automatisch in die Extrem-Falle. Das liegt an der Starrheit einer solchen Definition, und dass sie nicht Folge der Lebensrealität ist, sondern diese bestimmen will. Auch ist natürlich klar, dass manchmal tatsächlich exotisch und unkonventionell anmutende Wege und Vorgehesweisen Vorteile bieten. Und dem verbreiteten Glauben an das „richtige Ideal“ sinnvolle Gegenmodelle entgegensetzen können.

Der eigene Weg

Was also wirklich erforderlich ist, sind Mut, Selbstbewusstsein und Übung in der Praxis, sich selbst in seinem Leben und seiner Umwelt jeden Tag aufs neue wieder einen guten Weiterweg zu suchen. Und nicht blind und taub dem einen oder anderen Heilsversprechen (siehe obige Extrem-Beispiele) hinterherzulaufen. Eine schwierige Übung, viel schwerer, als starre, festgelegte Meinungen zu verfolgen. Aber auch eine schöne und befreiende Übung. Gänzlich individuell (das mögen wir ja heute), gut für ein offenes und erfreuliches (Zusammen)-Leben, gut für die Zukunft!

Ein Gedanke zu „Extreme und der Raum dazwischen“

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